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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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Theodor Ickler zu »Schwarzrotgold«
Dieser Kommentar wurde am 19.06.2025 um 10.34 Uhr verfaßt.

„In Thüringen sollen an öffentlichen Gebäuden jetzt dauerhaft Flaggen wehen, und zwar die Landesflagge, die deutsche Fahne und die europäische. (...) Eine landesweit einheitliche Beflaggung stehe für Grundwerte und könne das ‚Wir-Gefühl in diesem Land‘ stärken, sagte Gruhner.“ (t-online.de 19.6.25)
Stimmt eigentlich die Voraussetzung, daß solche Maßnahmen das Wir-Gefühl stärken? Sind regelmäßige Messungen des Wir-Gefühls vorgesehen? Ich warte auf die ehrwürdige Formel „Vom Ich zum Wir“. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1024#39288 ff.


Theodor Ickler zu »Abfall für alle«
Dieser Kommentar wurde am 19.06.2025 um 07.04 Uhr verfaßt.

„Die wesentlichen Grundgedanken der Kognitiven Linguistik sind, dass Sprache durch die SprachbenutzerInnen entsteht, die mit ihrer Hilfe ihre Gedanken weitergeben.“
(Hilke Elsen: Grundzüge der Morphologie des Deutschen. 2. Aufl. Berlin 2014:21)
Ist das nicht umwerfend? Das schwer fehlerhafte, aber brav durchgegenderte Buch sollte man keinesfalls Studenten in die Hand geben.






Theodor Ickler zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 19.06.2025 um 04.10 Uhr verfaßt.

In einem lateinischen Unterrichtswerk (Lingua latina von Gerhard Roettger) heißt es, populus sei durch das -us als maskulines Geschlecht zu erkennen. „imperium ist ein Neutrum, es gehört zu keinem der beiden natürlichen Geschlechter.“ Aber populus gehört doch auch zu keinem der natürlichen Geschlechter? (Daß die Sache mit dem genuindizierenden -us Ausnahmen kennt, wird natürlich später erklärt; dagegen ist nichts einzuwenden.)


Theodor Ickler zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 18.06.2025 um 05.16 Uhr verfaßt.

„Max Planck Forschung“ führt mich alle drei Monate an die Front der Wissenschaft, aber sprachlich benimmt sich die Redaktion wie die letzten Deppen. Interessant ist zum Beispiel in einem Beitrag über die Gefährdung der Demokratie, daß der befragte Experte nicht gendert, wohl aber die Redakteurin. Sie spricht sogar von „Flüchtendenzahlen“ – ein Zeugnis tiefer Unbildung. Andererseits wird fein differenziert: Die bösen „Populisten“ und „populistischen Akteure“ werden nicht gegendert. Wahrscheinlich sollen sie in ihrer toxischen Männlichkeit verbleiben, auch wenn manche biologisch Frauen sind.


Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 18.06.2025 um 04.22 Uhr verfaßt.

Konrad Adam hat auf seine alten Tage entdeckt, daß der Schornsteinfeger jährlich die Abgaskontrolle abrechnet, obwohl eine private Wartungsfirma die gleiche Messung schon vorgenommen hat.

„Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“, hieß es früher. Das gilt nicht mehr, wir leben ja in Deutschland. Da gilt die Kehr- und Überprüfungsverordnung (KÜVO) – und gegen die hilft nicht einmal der liebe Gott.

Zur Wartung gehört eine nichtamtliche Messung, sonst kann die Firma die Anlage nicht überprüfen. Adam könnte den Wartungsvertrag kündigen. Den Wegfall des Schornsteinfegers mit seinen hoheitlichen Aufgaben wird er ja wohl nicht fordern.
Adam kommt es offenbar nur darauf an, wie seine Gesinnungsgenossen eine diffuse Unzufriedenheit zu schüren. Dazu ist keine Einzelheit unbedeutend genug. Der Bürger soll sich vom fürsorglichen Staat gegängelt fühlen. In diesem Mileu liebäugelt man ja auch mit einem Musk für Deutschland, der das alles im Namen der "Freiheit" wegfegt – auch wenn der Glanz solcher Vorbilder in letzter Zeit etwas verblaßt ist.


Theodor Ickler zu »Schwarzrotgold«
Dieser Kommentar wurde am 18.06.2025 um 04.10 Uhr verfaßt.

Norbert Lammert spricht sich wieder für eine allgemeine Dienstpflicht aus (SZ 17.6.25), wie die KAS, deren Vorsitzender er ist. Es gibt sicher Gründe, das Militär auszubauen; darüber kann man diskutieren. Leider befrachtet Lammert (wie vor sechs Jahren Kramp-Karrenbauer, vor drei Jahren Steinmeier usw.) die Argumention in der üblichen Weise mit pädagogischen Aspekten. „Wo sonst kommen ein Arbeiterkind oder eine Bankiers-Tochter für eine Lebensphase in direkten Austausch auf Augenhöhe als in einer Bundeswehr-Kaserne oder einem Behinderten-Wohnheim?“ Mit Verlaub, Erwachsene sollen nicht mehr erzogen werden, das gehört zur Definition von Mündigkeit. (Ob die Bankiers-Tochter wirklich eingezogen wird? Die Trumps dieser Welt werden bekanntlich nicht eingezogen.) Den ganzen Beitrag durchzieht der stille Vorwurf an alle, die nur ihrer Arbeit nachgehen und für ihre Familien sorgen, sie täten nicht genug, sondern schuldeten der Gemeinschaft etwas und müßten sich eigentlich schämen. Etwas verächtlich heißt es auch, bloß seine Steuern zu zahlen sei nicht genug. Als wenn nicht die allermeisten Menschen rund um die Uhr auf die vielfältigste Weise für andere sorgten.

Am Ende fordert er die Herstellung eines „größeren ‚Wir‘-Gefühls“. Der Geist der Gemeinschaft wurde schon von rechts und links beschworen und erzwungen; man sollte wenigstens nicht so tun, als hätte man von den Segnungen des Kollektivismus noch nichts gehört.


Theodor Ickler zu »Im GKS-Dschungel«
Dieser Kommentar wurde am 17.06.2025 um 17.03 Uhr verfaßt.

In einem Jugendbuch von Klaus Kordon, 1984 erschienen, später auf Reformschreibung umgestellt, heißt es nun:

Trotzdem tut ihm der kleine Lutz Leid. "Hab doch nichts", ist seine ständige Antwort, und jedes Mal wundert er sich, dass der kleine Lutz stets aufs Neue enttäuscht zurückbleibt.

Das sind drei neue Großschreibungen in drei Zeilen. Welche Wohltat für unsere Kinder!


Wolfram Metz zu »Alles englisch«
Dieser Kommentar wurde am 17.06.2025 um 13.56 Uhr verfaßt.

Trump hat angeblich die Einwohner Teherans zur »Evakuierung« aufgefordert. Aber wen oder was sollen sie denn evakuieren? Wörtlich hat er geschrieben: »Everyone should immediately evacuate Tehran!« Im Englischen kann das Verb »evacuate« so verwendet werden, im Deutschen würde man sagen, daß die Einwohner die Stadt verlassen sollen.


Theodor Ickler zu »Nature, Nurture und Skinner«
Dieser Kommentar wurde am 17.06.2025 um 07.19 Uhr verfaßt.

„Die behavioristische Psychologie hat im Zuge der ‚kognitiven Wende‘ ihre Reputation an die Kognitionswissenschaften abgeben müssen.“ (Geert Keil/Herbert Schnädelbach, Hg.: Naturalismus: Philosophische Beiträge. Frankfurt 2000:23

Damit scheint auch für Keil und Schnädelbach das Urteil über sie gesprochen zu sein. Aber „Reputation“ ist so wenig ein wissenschaftstaugliches Kriterium wie die neuerdings oft beschworene „Interessantheit“. Man wundert sich, in anspruchsvollen, durch terminologischen Aufwand beinahe unzugänglichen Darstellungen doch immer wieder solche primitiven Abkürzungen anzutreffen.


Theodor Ickler zu »Rhetorik«
Dieser Kommentar wurde am 17.06.2025 um 04.05 Uhr verfaßt.

Wenn der Redner als guter Mensch (vir bonus dicendi peritus) definiert ist, kann ein böser Mensch kein wirklicher Redner sein. So schon bei Quintilian: Concedamus (...) repertum esse aliquem malum virum summe disertum, nihilo tamen minus oratorem eum negabo. (12, 1, 23)

Ein sophistischer Trick, den sich Platon schon 400 Jahre früher nicht gefallen ließ. Walter Jens und seine Schule haben Hitler und Goebbels nachgewiesen, wie wenig kunstgerecht ihre Rede war. Na und? Um so schlimmer für die Kunst, sollte man meinen. Daß diese beiden also in Wirklichkeit gar keine Redner gewesen seien – darauf muß man erst einmal kommen.

Heute sehen wir bei Trump eine andere, auf völlig verschiedene Weise unklassische, aber offenbar auch sehr erfolgreiche Rhetorik. Ich will mir gar nicht ausmalen, was die Tübinger dazu sagen könnten und wahrscheinlich schon gesagt haben.

Bei Michael Wolff (All or nothing, S. 168ff.) sind fünf Seiten einer Wahlkampfrede Trumps von 2024 abgedruckt – ein einzigartiges Dokument von Ideenflucht.


Manfred Riemer zu »Nature, Nurture und Skinner«
Dieser Kommentar wurde am 16.06.2025 um 12.27 Uhr verfaßt.

Doch, es geht um Wunder im eigentlichen Sinn, aber nicht bei Kognitivisten oder bei mir, sondern nach meinem Eindruck bei Ihnen! Warum schreiben Sie sonst: "Gesucht wird eine Erklärung, die den Schein des Übernatürlichen auflöst"?

Es ist nichts Übernatürliches an Sprache und Bedeutung, und es scheint auch nicht so. Zur etwas überschwenglichen, poetischen Rede vom Wunder lassen sich nur manchmal auch kognitivistische Wissenschaftler hinreißen, aber sie meinen es nicht in diesem eigentlichen Sinne.


Theodor Ickler zu »Das große Lamento«
Dieser Kommentar wurde am 15.06.2025 um 04.30 Uhr verfaßt.

Sprache wird durch Dummköpfe weiterentwickelt, daher der legendäre Titel „Sprachdummheiten“ (Wustmann)

Richtige Beobachtung, falsche Schlußfolgerung.


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